Erfrischung aus dem Zytturm

Auf dem Werkhof der Korporation Zug hoch oben auf dem Zugerberg herrscht reger Betrieb. Es wir gesägt, geschnitzt, geschliffen und poliert; dies mit grosser Sorgfalt und Konzentration. Denn hier entstehen vier wichtige Akteure des Schwingfestes: Die Brunnen für den Schwingplatz. An ihnen werden sich die Schwinger erfrischen und sich auf den Gang im Sägemehl vorbereiten; dies natürlich auch vor dem Schlussgang. Die Brunnen werden immer wieder im Rampenlicht stehen, das ist sich auch Daniel Züsli bewusst, der die Figuren der Brunnen schnitzt: „Es ist eine riesige Ehre fürs Eidgenössische die Brunnen schnitzen zu dürfen. Aber natürlich ist dies auch keine leichte Aufgabe.

Ich merke schon, dass ich viel vorsichtiger vorgehe als bei meinen sonstigen Arbeiten. Hier überlege ich schon zweimal, bevor ich das Schnitzmesser ansetze.“

 

Zuger Sujet

Daniel Züsli

Daniel Züsli hat die Schule für Holzbildhauerei in Brienz besucht und besitzt nun seit drei Jahren sein eigenes Atelier in Cham. Zum Auftrag ist er durch einen Kollegen gekommen, der bei der Korporation Zug arbeitet. Zusammen mit dem Präsidialausschuss ESAF 2019 wurden zuerst verschiedene seiner Skizzen diskutiert, bevor man sich auf vier Sujets für die Brunnen einigte: Zwei Zyttürme, einen Alphornbläser und einen wassertrinkenden Schwinger. Die beiden Zyttürme und der Alphornbläser sind bereits fertig geschnitzt; der Schwinger ist in Arbeit. Für die Schnitzarbeit alleine benötigt der 33-jährige ungefähr eine Woche. Danach wird die Figur noch bemalt und poliert. Die Strukturen des Holzes sollten aber auf jeden Fall noch zu erkennen sein. Welches Holz genau verwendet wird, spielt für ihn keine grosse Rolle. Nur harzen sollte es nicht zu stark. Schliesslich kommen am Fest immer wieder Schwinger und Kinder mit dem Brunnen in Kontakt. Das wichtigste Kriterium jedoch ist, dass das Holz aus der Region stammt. Für die vier Brunnen verwendet die Korporation Zug ausschliesslich Fichten, Weisstannen und Douglasien aus dem eigenen Forstbestand.

Zuger Holz

Wendelin Hürlimann mit der Motorsäge

So stammt auch die Weisstanne, die gerade vor Wendelin Hürlimann liegt, aus dem eigenen Wald. Gefällt wurde sie erst vor kurzen, was an der hellen Farbe des Holzes erkennbar ist. Wendelin Hürlimann ist Förster von Hauptberuf, er fertig aber immer mal wieder Brunnentröge an für Höfe. Für ein Schwingfest bis jetzt aber noch nie. Auch er sieht die Arbeit daran als grosse Ehre und meint schmunzelnd: „Es ist schon ein Unterschied, ob man einen Brunnen fürs ESAF 2019 herstellt oder fürs Vieh im Stall. Ich gebe mir viel mehr Mühe, und das sowohl beim Aushöhlen mit der Motorsäge als auch beim Polieren.“ Am Fest werden drei der vier Brunnen in der Arena zu sehen sein, der vierte steht im Schwingercamp. Verschraubt werden die ungefähr eine Tonne schweren Brunnen erst vor Ort. Mit Wasser gefüllt aber schon davor.

„Ist der Brunnentrog fertig, muss er sofort mit Wasser gefüllt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass er reisst. Ist ein Brunnen ständig mit Wasser gefüllt, kann er gut 12-15 Jahre alt werden“,

erklärt Clemens Weiss, Revierförster der Korporation Zug.

Brunnen im Mittelpunkt

Im Werkhof der Korporation Zug arbeiten sieben Forstangestellte. Neben den Brunnen werden hier auch Stehtische fürs Schwingfest hergestellt. Für Clemens Weiss ist der Auftrag des Eidgenössischen Schwingfest ein Glücksfall: „Nur vom Wald alleine können wir nicht existieren; das Holz muss auch verarbeitet werden können.“ Neben ihm, Daniel Züsli und Wendelin Hürlimann sind heute noch Cedric Iten und René Amstad anwesend. Gemeinsam heben die fünf das Alphorn zum Bläser hin, um zu zeigen wie dieser Brunnen schlussendlich aussehen wird. Das Spezielle an diesem Brunnen wird sein, dass das Wasser aus dem Alphorn fliessen wird.

Die vier Brunnen sind schon bald bereit für ihren grossen Auftritt. Ob sich der künftige Schwingerkönig am Zytturm, Alphornbläser oder am Schwinger für den Schlussgang bereit macht, bleibt bis zuletzt offen. Die Arbeit dieser fünf Männer wird aber so oder so bestaunt werden. Und das zu Recht.

Text und Fotos: Séverine Huwyler

Mehr Infos zum Künstler Daniel Züsli (daniel-zuesli.ch) und zur Korporation Zug (korporation-zug.ch)