Andrea Balmer kleidet die Ehrendamen ein

Die Freude bei Andrea Balmer war riesig, als sie hörte, dass das OK ESAF 2019 Zug entschieden hat, die Ehrendamen mit einer Zuger Festtagstracht einzukleiden. Nach dem Eidgenössischen in Estavayer hat sich die Trachtenkommission beim Zuger OK gemeldet, und den Wunsch geäussert, die Ehrendamen mögen in Zug doch Trachten tragen. Damit rannten sie beim OK offene Türen ein. Für Paul Bachmann, Präsident des Trägervereins ESAF 2019 Zug und verantwortlich für den Empfang war schon immer klar, dass die Ehrendamen in Zug Trachten tragen werden und konnte auch seine Kollegen im Präsidialausschuss überzeugen.

Im Kanton Zug gibt es nur zwei Trachtenschneiderinnen. Andrea Balmer ist eine davon. Die dreifache Mutter ist gelernte Damenschneiderin mit eidgenössischem Fachausweis und arbeitet im Geschäft ihrer Mutter, Couture Grüter in Hünenberg, das sie im nächsten Jahr übernehmen wird. Sie hat ihre Ausbildung in Horgen absolviert und dann eine Zeit lang in Luzern bei einer Schneiderin gearbeitet. Sie ist Prüfungsexpertin beim Berufsverband und gibt ihr Wissen bei überbetrieblichen Kursen weiter.

Vor ein paar Jahren klopften Mitglieder der Zuger Trachtenkommission im Geschäft der Hünenbergerin an, weil sie eine neue Trachtenschneiderin suchten, da eine der beiden Schneiderinnen sich dem Pensionsalter näherte. Die heute 37-jährige konnte sich dies gut vorstellen, weil sie das Handwerk und die Detailarbeit liebt.

„Ich nähe sehr gern, sei es von Hand oder mit der Maschine.“

Trachtennähen sei viel Handarbeit. Sie hat zugesagt, und die erste Tracht zusammen mit ihrer Vorgängerin Isabelle Peyer genäht. Zudem gibt es für jede Tracht einen Ordner mit Anleitungen und Unterlagen.

Bald darauf hat der Kanton Luzern den zweiten Ausbildungslehrgang für Trachtenschneiderinnen ausgeschrieben, welchen sie besucht hat. „Die Luzerner Trachten sind den Zuger Trachten sehr ähnlich“, erklärt sie. Nun ist Andrea Balmer dipl. Trachtenschneiderin für Luzerner und Zuger Trachten.

Das Material für die Trachten kauft die Trachtenkommission ein; vorfinanziert wird dies vom Zuger kantonalen Trachtenverband. Ein Lager mit diesen teuren Stoffen können die Schneiderinnen nicht selber finanzieren. „Man versucht, wenn immer möglich, das Material in der Schweiz einzukaufen“. Vielfach muss man es herstellen lassen, wie zum Beispiel die Rockstoffe, welche in Poschiavo von Hand gewoben werden.

Eine neue Tracht nähen muss Andrea Balmer eher selten. Die grössten Aufträge im Bereich Trachten sind Änderungen. „Eine Tracht kauft man für das ganze Leben“, erklärt sie. So muss man sie zwischendurch auslassen, einnehmen oder reparieren.

12 Trachten zu nähen sei ein Grossauftrag und ein absoluter Glücksfall. „Ich fühle mich geehrt, dass ich diesen Auftrag ausführen darf“. Für eine Zuger Festtagstracht wendet man ca. 55 – 60 Stunden auf.

Andrea Balmer schneidert nicht nur die Trachten; sie betreut die Ehrendamen und hilft beim Anziehen zusammen mit Martha Bachmann, Renate Zimmermann und Sonja Limacher. Gemeinsam mit Paul Bachmann hat sie die Interviews der Ehrendamen geführt.

„Ich freue mich sehr, Teil des ESAF in Zug zu sein“.

Ein grosser Augenblick wird sein, wenn alle 12 Ehrendamen mit der Zuger Festtagstracht am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest einlaufen werden. „Dies wird bestimmt ein emotionaler Moment und mich mit Stolz erfüllen“.

Zuger Festtagstracht:

Die älteste überlieferte Tracht ist die Festtagstracht. Ihre Materialien sind edel, das heisst Brokat, Samt und Seide. Senkrecht aufgesetzte, grüne Woll-Litzen im Rücken und die Seitenteile aus Goldbrokat zeichnen das Mieder aus. Der feinplissierte, schwarze Kaschmirjupe weist in Hüfthöhe blau-gelb-blaue Querstreifen auf.

Die Seidendamastschürze, der fein gestickte Brust-Latz
aus Seide, das Tüllgöller mit geröhrltem Volant, die Zugerketten mit roten und grünen Steinen, sowie das Deli (stellt oft die Schutzpatronin der Trägerin dar) sind weitere Kennzeichen der Festtagstracht. (Quelle: https://www.zugertrachten.ch/unsere-trachten/frauen-trachten#festtagstracht)

Galerie

Fotos: Andreas Busslinger
Text: Brigitte Huwyler