Pilot landet beim Schwingen

So hektisch hatte sich Erich Scherer sein Leben nach der Pensionierung eigentlich nicht vorgestellt. Der 60jährgie gebürtige Zuger war während 37 Jahren bei der Swissair und Swiss als Pilot tätig. Ende 2017 ging er in Pension und sein Ziel war es an der Universität Geschichte zu studieren und die freie Zeit mit seiner Frau und seinen beiden Enkelkindern zu geniessen. Diese Vorhaben müssen nun noch etwas warten, denn Erich Scherer ist stark gefordert in der Abteilung Sicherheit. Der Abteilungsleiter Reto Steinmann hatte ihn für das Ressort Sicherheitsplanung angefragt, und er hat diese Herausforderung gerne angenommen. Dass dies so zeitintensiv werden und einem 50 % Arbeitspensum entsprechen würde, hätte er nicht gedacht. „Ich wende viel Zeit auf, das ist so. Doch es ist absehbar“, meint er schmunzelnd. Die Aufgabe sei sehr interessant, er lerne viel Neues und treffe viele interessante Leute. Es freue ihn, Teil des OK’s zu sein.

Erich Scherer, der bis anhin die Eidgenössischen Schwingfeste am Fernsehen mitverfolgte, und nur einmal auf der Rigi live an einem Schwingfest war, liebt als Schwyzerörgelispieler das Traditionelle und die Atmosphäre an Schwingfesten.

Nützliche Erfahrungen

Seine Erfahrungen, die er bei seinen zahlreichen Flügen gemacht hat, kann er nun einbringen, vor allem im Bereich Risikomanagement, auch wenn die Ausgangslage eine andere ist.

„Als Pilot kommt man immer wieder an Punkte, bei denen man das Risiko einschätzen und eine schnelle Entscheidung treffen muss“.

Nun müssen er und sein Team zusammen mit Fachleuten die Risiken am ESAF Zug ab- und einschätzen. Die Abteilung Sicherheit arbeitet eng mit den Blaulichtorganisationen zusammen. Viele Entscheide, welche das OK fällt, werden geprüft. Sind die Wege genug breit, hat es genügend Fluchträume, wo könnte es Engpässe geben, sind die Beschilderung und die Beleuchtung ausreichend usw. Die grösste Schwierigkeit sei es, rechtzeitig an die Informationen zu kommen, damit man mit der Intervention nicht zu spät sei. „Wir müssen immer jeden Schritt zu Ende denken, jede Eventualität einbeziehen“, erklärt Scherer und gibt zu, dass er manchmal schlecht schlafe. Er spüre die grosse Verantwortung und manchmal frage er sich, was er hier überhaupt mache. „Es ist eine Berg- und Talfahrt“, meint er. Kaum habe man eine Schwierigkeit gemeistert, stehe das nächste Problem an.

Austauch ist wichtig

Er trifft sich einmal wöchentlich mit seinem Teamkollegen Sepp Käppeli, einem ehemaligen Polizisten, um alles zu analysieren und durchzuspielen. Dann wieder treffen sie sich mit anderen Abteilungen zu Schnittstellenmeetings. Oft seien sie die bösen Buben, weil sie nicht alles gutheissen, was geplant wird. Sie legen ihr Veto ein und suchen mit den OK-Kollegen nach einer Lösung. Er bezeichnet sich selber als Perfektionisten. „Wie alle Piloten eben“, schiebt er nach.

Die Arbeit wird bis zum Fest noch zunehmen. Er hofft, dass sich die allgemeine Sicherheitslage nicht verschlechtert, denn dies würde bedeuten, dass mit neuen Vorschriften zu rechnen ist. Am Montag nach dem Fest wird er, der das Fliegen noch nie vermisst hat wieder ruhig schlafen können und sich freuen auf eine längere Reise mit seiner Frau. Dann wird er endlich wieder Zeit haben zu lesen, denn Bücher sind seine grosse Leidenschaft und in ferner Zukunft möchte er sein Projekt, eine digitale Eisenbahn zu bauen, verwirklichen. Langweilig wird es ihm nach dem Fest bestimmt nicht. Aber zuerst bringt er nun seine Arbeit beim ESAF Zug zu Ende und freut sich auf ein gelungenes Fest.

Text und Foto: Brigitte Huwyler